Frauengeschichte(n)
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In Holland vor einigen Jahren. Es ist Oktober. Ich befinde mich auf einem etwas größeren Schiff, mit einer Gruppe von 10 Frauen an der Küste vor Holland. Es gab Sturm – Windstärke 8. Schon das alleine war sehr bewegend und aufregend für mich. Die Frage war nun, wer denn vorne das Koksegel bedient und sich darum kümmert. Da das niemand machen wollte, habe ich mich entschieden, es zu tun. Ich habe alleine vorne gesessen – bei Wind - etwas Nebel – hohe Wellen und hatte das Gefühl: Hier habe ich die ganze Welt für mich. Es gab ganz viel Freiheit, ganz viel Offenheit und niemand konnte mich da vorne stören. Es würde auch niemand kommen und ich hab so alle Zeit und die ganze Welt für mich. Ich habe einfach da gesessen. Es war nass und zwischendurch hat es auch geregnet. Es war so berührend und schön so ganz für mich zu sein. Obwohl mir klar war, die anderen sind auch da. Einfach nur diese Natur um mich zu haben, die Gewalt der hohen Wellen zu merken und die Anstrengung zu spüren, dieses Koksegel bedienen zu müssen. Immer daran ziehen und zergeln. Zwischendurch wurden mir Kommandos erteilt, wie ich mich um etwas kümmern muss und was ich tun soll. Aber eigentlich war ich doch ganz für mich. Durch den Nebel war ich so ganz eingeschlossen in meiner Welt. Ich habe nichts anderes mitbekommen, nichts anderes gesehen. Keine Schiffe, keine Leute. Alles war vom Nebel verdeckt. Ich hatte ein Gefühl von unendlicher innerer Weite und Freiheit. Einfach da sein zu können, eine klare Aufgabe zu haben und irgendwie wichtig zu sein für das Schiff und dafür, dass wir das gut hinkriegen. Auch die Regatta gut schaffen und das uns nichts passiert und alles heile bleibt. Dieser Tag da auf dem Meer, das war etwas ganz Besonderes für mich und hat mich tief berührt. Obwohl ich auch erleichtert war, als es vorbei war. Denn es war schon anstrengend für mich und die ganze Situation hat mir auch ein bisschen Angst gemacht. Wenn ich heute daran zurückdenke, habe ich immer noch diese Bilder vor Augen. Wie ich windzerzaust und klitschnass vorne auf dem Boot sitze und gar nicht merke, dass es kalt und nass ist. Ich sehe mich nur glücklich und ganz zufrieden. Eins mit mir und der Welt. Ich kann, wenn ich daran zurückdenke, dieses Gefühl, das ich da hatte noch heute ganz deutlich spüren und genießen. Ich freue mich, dass ich so eine besondere Erfahrung machen durfte, die mich heute noch begleitet und dass es so etwas Besonderes in meinem Leben gibt – darüber freue ich mich. |
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Elke Werneburg - email: art-herstory@web.de |