| Frauengeschichte(n)
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Meinen Onkel habe ich eigentlich immer nur einmal im Jahr für drei Tage gesehen. Meistens zu Karneval, weil er in Köln gewohnt hat und wir an den Bodensee gezogen sind. Als ich ihn vor ungefähr zwei Jahren das letzte Mal gesehen habe, war das zu einem Zeitpunkt, bevor er ins Krankenhaus musste – mit Verdacht auf Krebs oder einen Tumor. Er hatte sehr viel Angst und wir alle hatten auch Angst um ihn. Es war ein eigenartiges Gefühl, in seiner Wohnung zu sein, weil wir alle diese Angst hatten und nicht wussten, was da jetzt ist und was dabei rauskommt. Er war total nervös und ganz anders als sonst. An diesem Tag hatte er mich dann plötzlich gefragt: „Mädchen, wie alt willst du denn eigentlich werden? Ich habe nur zurück gefragt: „Wieso denn?“ Er meinte dann: „Ich muss doch älter werden als du - ich muss doch noch auf dich aufpassen. Vielleicht war da schon seine Angst, dass er eventuell bald sterben muss? Das hat mich dann doch sehr bewegt – vor allem im Nachhinein. Denn damals wusste ich nicht, dass es das letzte Mal war, dass ich ihn gesehen habe. Kurz danach ist er ins Krankenhaus gekommen – er hatte eine Chemotherapie und ist ungefähr ein Jahr danach gestorben. Ich denke, er ist jetzt irgendwo hier. Ich weiß es nicht – aber damals, in dem Moment, fand ich das süß. |
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Elke Werneburg - email: art-herstory@web.de |