Frauengeschichte(n)
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Ich betrat das Kirchengelände und streifte eine ganze Weile herum, entdeckte die Reste der über tausend Jahre alten VILLA SARABODIS, ging durch deren Torbogen in den Innenhof, der mit den knöchelhohen Mauerresten des einstigen Anwesens nun wie ein winterlicher Garten wirkte. Eine Katze hatte auf einer der Mauern ihre Spuren im Schnee hinterlassen. Ich blickte ins Tal, das Städtchen noch verschlafen, ruhig und sanft. Fasziniert von diesem sinnlichen Ort suchte ich mir das passende Objekt, den richtigen Ausschnitt und geeigneten Blickwinkel für ein gutes Foto. Das schärfte meine Sinne und Konzentration und ich freute mich bei meinem Spaziergang auf dem Kirchengelände über die schönen Augenblicke, die sich mir auf diese Weise eröffneten. Das verwinkelte, kompakte Kirchengebäude mit seinen kleinen Giebeln, halb versteckten Fenstern und Mauern, die sich unerwartet in die eine oder andere Ecke quetschten, faszinierte mich. Roter Sandstein, wie ich ihn von meiner Heimatkirche kannte. Ich wurde zunehmend in den Bann von interessanten Objekten gezogen. Grimmige Hundeaugen an der Eingangspforte starrten mich an. Der Hund hatte kurze Ohren und einen Ring zwischen seinen Zähnen. Er schaute nicht bedrohlich, eher listig, als wollte er sagen: „Na, bist du sicher, dass du hier rein willst?“ Dazu lachte und heulte ein Chor aus kleinen Narrenköpfen, die mit Mundwinkeln nach oben oder unten fein säuberlich in Metall gegossen und an die Eingangspforte genagelt worden waren. Ja, ich wollte hier rein, und drückte die Türklinke, gespannt, ob sie mich einlassen würde. Sie gab nach und ich trat in einen Vorraum ein. Eine zweite Tür gab den Blick frei auf ein faszinierendes und völlig unerwartetes Farbenspiel! Gewiss gab es prächtigere Kirchenbauten als diesen hier. Dennoch war dieser Anblick hier, der sich mir öffnete, sehr außergewöhnlich und ließ mich ehrfürchtig erstaunen. Der gesamte Innenraum war mit mattgold glänzenden Kacheln ausgeschmückt, die den Raum golden schimmern ließen. Die Fensterrahmen, Mauervorsprünge und Säulenbögen waren mit feinen, verspielten Ornamenten in passenden türkis-goldenen Farbtönen ausgeschmückt. Ich stand staunend da und ließ dieses besondere Farbspiel auf mich einwirken, sog es in mich auf. Was für ein Geschenk an diesem Sonntagmorgen! In eine halbrund abgesetzte Seitenwand waren kreisrunde Fenster eingelassen - zehn kleine Fenster umkreisten ein großes. Darunter symmetrisch angeordnet zwei Doppelfenster mit Halbbogen. Zusammen lud diese Einheit von Licht und Schatten, Kreis und Linie, zum Meditieren ein: Die Einzelteile stehen für sich und ergeben dennoch eine Einheit im Zusammenspiel. Der Kreis als Leere, aus der die Fülle geschöpft wird und in die alles wieder zurück kehrt. Leben und Tod als Einheit, als Ganzes, ein Kreis in unendlicher Bewegung, ohne Anfang und Ende. Ich hörte Stimmen in der Sakristei, die mich ins Hier und Jetzt zurück holten: Sonntagmorgen zu Besuch bei einem Freund und nun endlich Zeit zum Frühstück! Ich machte noch schnell ein paar Erinnerungsfotos, um diesen besonderen Moment auch später wieder ins Gedächtnis rufen zu können. Als ich in die Wohnung trat, begrüßte mich mein Feund mit dem Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee. Ihr habt da ja eine sehr schöne Kirche! - Ja, dieses Kirchlein ist was Besonderes, die Bewohner halten das sehr in Ehren, darauf sind sie sehr stolz! bestätigte er mir. |
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Elke Werneburg - email: art-herstory@web.de |