Frauengeschichte(n)
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Nach einem Zusammenbruch war ich eine zeitlang in einer psychosomatischen Klinik. Von meiner Tochter habe ich telefonisch die Nachricht bekommen, dass mein Enkel mir in den darauf folgenden Tagen abends ein Gedicht aufsagen wollte. Er war damals sechs Jahre alt. Ich werde später mal erzählen, wie dieses Gedicht lernen zustande gekommen ist – ich erzähle jetzt erstmal wie das so gewesen ist. Eines Abends kam also der Anruf. Mein Enkel hat mir mit dem Phagus der Stimme eines Sechsjährigen ein Rilke-Gedicht aufgesagt: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein uralter Gesang“. So, das allein war schon
sehr viel Rührung, sehr viel Berührung für mich.
Er fing an: “Ich lebe mein Leben“ … Und da war es eigentlich
mit mir vorbei. Ich musste so dermaßen heulen vor lauter Berührung
und Glück und gleichzeitig hatte ich ein wahnsinniges Gefühl
von –
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Elke Werneburg - email: art-herstory@web.de |